Immer mehr Unternehmen sparen sich den Umweg über den Journalisten und wenden sich über Social-Media-Kanäle wie Facebook oder Twitter direkt an die Verbraucher, schreibt Markus Mayr von Scholz & Friends in seinem Blogartikel "Das Ende der Pressemeldung". Über eine Statusmeldung könnten große Marken weit mehr Menschen erreichen als über die klassische Pressemeldung, die dann eventuell nicht beachtet oder - pfui bäh - bearbeitet wird. Dabei hat doch die Marketing- oder PR-Abteilung so lange schon am richtigen "Wording" gearbeitet, dass es gar nicht mehr zu verbessern gibt ;)
Meine Sicht als Journalistin: Ich freue mich, wenn ich in Social Media spannende Themen entdecke - aber ich möchte sie nicht suchen gehen müssen. Ich wünsche mir, dass mir Unternehmen, die auf meine Berichterstattung hoffen, meine Arbeit so leicht wie möglich machen. Und dazu gehört für mich auch, Meldungen geschickt zu bekommen. Und zwar in einem Format, in dem ich sie bearbeiten kann. Neulich hatte ich so einen Fall. Ich: "Können Sie mir das Dokument bitte nochmal in einer Form mailen, in der ich es bearbeiten kann?" Verdutzte Antwort: "Warum bearbeiten?"
Journalisten bearbeiten Pressemeldungen aus dem gleichen Grund, aus dem man ein Geschenk auspackt. Das Drumherum muss weg, wenn der Leser was davon haben soll. Das Schleifchen der Marktführerschaft wird ebenso entfernt wie die Folie aus positiven Adjektiven, die sich über viele Texte legt. Das ist die Basisarbeit. Dann wird die Nachricht an die Ausrichtung des Mediums, an die Interessen der Leserschaft angepasst. Wenn ich über die Empfangsprobleme des iPhone 4 schreibe, mache ich das anders für ein Fanzine ("Steve schenkt euch tolle Hüllen"), eine Linkshänderzeitschrift ("Apple diskriminiert Linkshänder"), einen Ratgeber ("Beim Kauf noch warten"), ein Technologiemagazin ("Antenne im Rahmen versagt") oder ein Infoblatt für Hüllenfabrikanten ("Jetzt oder nie - Produktion erhöhen").
Kein Wunder, dass Unternehmen die direkte Kommunikation mit dem Kunden vorziehen. Die gleiche stromlinienförmige Nachricht für alle - statt jedes Medium eine Variante für sich. Dennoch wird's auch in Zukunft nicht so leicht ohne Journalisten gehen. Schließlich haben, wie auch Mayr schreibt, nur wenige Topmarken Tausende Fans in sozialen Netzwerken. Und zweitens, davon bin ich überzeugt, strahlen Medien eine Glaubwürdigkeit aus, die gerade damit zu tun hat, dass sie den Menschen nichts verkaufen. Außer Informationen. Und im Netz sind selbst diese kostenlos.
Danke, liebe Frau Gabler, für Ihren Einsatz pro Pressemitteilung!
AntwortenLöschenSocial Media sind definitiv wichtig für viele Unternehmen, können aber gute Pressearbeit sicher nicht ersetzen. Glaubwürdigkeit ist dabei ein extrem gutes Stichwort.
Qualitativ hochwertige Pressearbeit ist sehr wichtig für Unternehmen und wird es auch in Zukunft weiterhin geben! Nur auf Social Media zu setzen, wäre nicht der richtige Weg.
AntwortenLöschenVielen Dank Frau Gabler!
Hinzu kommt, dass gerade komplexe erklärungsbedürftige Güter und Dienstleistungen (z.B. Software) ohne Redaktion kaum bei Leserinnen und Lesern "ankommen" dürften. Hier sind Fachmedien nach wie vor unersetzlich - offline und online.
AntwortenLöschenAndererseits gibt es auch Journalisten, die trotz inhaltlicher Vorgaben und einem persönlichen Gespräch Pressemitteilungen verfassen und leider auch veröffentlichen, die mit der ursprünglichen Aussage absolut gar nichts mehr gemein haben.
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