Mittwoch, 6. Januar 2010

Wer mit wem spricht - und was das anderen sagt





Kai Biermann hat für Zeit.de einen spannenden Artikel geschrieben, Titel "Was verraten soziale Netzwerke? Alles!", veröffentlicht ausgerechnet einen Tag nachdem Facebook erstmals in den USA mehr Besucher vezeichnete als Google. Er verweist darin auf ein Gutachten des Chaos Computer Clubs zur Vorratsdatenspeicherung. Darin schreiben die Hacker/Datenschützer, dass es gar nicht nötig ist, den Inhalt von Mails, Gesprächen oder SMS abzuhören, es reicht völlig aus, zu überwachen, wer wen wann auf welchem Weg kontaktiert.

"Einfach aus Verbindungsdaten abzuleitende Informationen sind beispielsweise, daß häufige und lange Kommunikation eine engere soziale Bindung impliziert als nur gelegentliche, kurze Kommunikation. Mit Hilfe mathematischer Methoden lassen sich präzisere Details und Zusammenhänge ableiten. So werden etwa innerhalb eines Beziehungsnetzes aktivere und weniger aktive Personen identifizierbar. Menschen, die innerhalb eines Sozialgefüges eine zentrale Rolle spielen, weil sie beispielsweise Kontakt mit vielen anderen Personen halten, die untereinander wiederum in weniger engem Kontakt stehen, können ebenfalls identifiziert werden. Durch die graphische Auswertung der Verbindungsdaten ist so einfach zu erkennen, ob es sich bei dem betrachteten Beziehungsgeflecht um eine lose Gruppe, eine familiäre Struktur oder um eine hierarchische Sozialstruktur handelt", heißt es in dem Dokument. "Anhand des Datums und der Uhrzeit sowie der Zieladressen können außerdem Kommunikationspartner privater Natur verläßlich identifiziert werden."

Auf diese Weise lassen sich nicht nur Affären aufdecken, sondern auch die informellen Anführer von Organisationen ermitteln. Bezieht man nun noch die Ortung durch Handys mit ein, sind wir alle längst lückenlos erfasst.

In sozialen Netzwerken geben wir wiederum selbst die Daten frei, die wir dem Staat vorenthalten wollen. Auf Xing werden berufliche Kontakte gezeigt, auf Twitter Nachrichten an andere Personen frei zugänglich veröffentlicht. Mentionmap stellt aus Daten der Twitter-API grafisch dar, wer wen (oft) erwähnt. Einfach mal ausprobieren. Das Bild oben zeigt meinen Account TanjaGabler.

P.S.: Bereits vor sieben Jahren zeigte der Programmierer Valdis Krebs, was mit sogenannter Sozialer Netwerkanalyse möglich ist. Ausgehend von den Namen zweier Terrorverdächtiger -Nawaf Alhazmi und Khalid Almihdhar - nutzte er nach den Anschlägen vom 11. September 2001 öffentlich zugängliche Informationen über die beiden und ihre Kontakte in aller Welt, um Verbindungen sichtbar zu machen. Sein Ergebnis: Alle 19 Attentäter befanden sich im Umfeld der beiden ersten Namen und Mohammed Atta war offensichtlich dabei, eine führende Rolle im Netzwerk einzunehmen.



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